Klettersteig-Tour: Vorderer Tajakopf (2.450 m)
Klettersteig-Tour der Extraklasse bei schönstem Sommerwetter: Vorderer Tajakopf (2.450 m)
Wenn fünf Leute am Samstagmorgen, pünktlich um 5.30 Uhr am Treffpunkt bei der Geschäftsstelle des DAV Mindelheims sind, dann müssen sie schon etwas ganz besonders Schönes vorhaben!
In knapp zweistündiger Fahrt ging es nach Ehrwald. Dort wanderten wir vom riesig großen Parkplatz der Ehrwalder Almbahn, der bereits um 7.30 Uhr schon mit erstaunlich vielen Autos belegt war, über den Hohen Gang zum wunderschönen Seebensee. In der Morgenstimmung war der See noch ganz dunkelblau, statt wie sonst tagsüber smaragdgrün. Aber mit der atemberaubenden Kulisse von Vorderem Tajakopf, Drachenkopf und Sonnenspitze war er auch jetzt sehr beeindruckend. Nach ein paar Fotos ging es dann gleich weiter, halb um den See herum, Richtung Coburger Hütte, dann zweigten wir aber gleich links ab Richtung Einstieg zum Klettersteig.
Es waren zwar schon einige Leute vor uns im Steig, aber es gab keinen Stau. Zwei Kletterer kamen uns jetzt schon wieder entgegen, da ihnen die erste Steilstufe wenige Höhenmeter nach dem Einstieg (C/D) zu schwierig schien. Die Stimmung in unserer Gruppe schwankte von entspannt über gespannt bis angespannt/mulmig. Ich war definitiv froh zu wissen, dass unser Tourenleiter Wolfgang ein Seil als zusätzliche Absicherung für uns im Rucksack hatte! Nach einer kurzen Stärkungspause legten wir Helm und Klettersteigset an und stiegen ein.
Die Aussicht im Klettersteig ist von Anfang an atemberaubend. Gleichwohl wird der Blick immer noch weiter und damit noch beeindruckender, je höher man aufsteigt – jedenfalls bei einem solchem Traumwetter! Wir genossen die Aussicht immer wieder bewusst und in Ruhe. Dafür gab es genügend Gehstellen und Pausenmöglichkeiten zwischen den sehr anspruchsvollen, teilweise überhängenden Steilstufen (1xD/E), ausgesetzten Querungen (D) und der äußerst abwechslungsreichen Gratkletterei. Den Gipfel erreichten wir nach 580 Höhenmetern Kraxelei und Kletterei bei schönstem Sonnenschein nach vier Stunden. Dort hatten wir beste Sicht u.a. auf das nahe Wettersteingebirge, auf den idyllisch smaragdfarbenen Drachensee mit der Coburger Hütte bis hinüber zu den bekannten Allgäuer Gipfeln (Köllenspitze, Gimpel, Rote Flüh).
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast begannen wir dann wieder aufmerksam den steilen, teilweise versicherten und oft gerölligen Abstieg zum Drachensee. Hier war es nun sehr heiß und windstill, so dass einigen von uns die Abkühlung im Drachensee sehr willkommen war. Nach dieser Erfrischung stiegen wir dann in knapp 10 min zur Coburger Hütte auf (1.917 m), um dort wieder aufzutanken und uns für den weiteren Abstieg zu stärken. Auch hier genossen wir wieder das grandiose Panorama und ließen uns vom Blick auf die Uhr nicht hetzen.
Nach dem Abstieg von der Hütte zum Seebensee wählten wir dann zunächst den Fahrweg. Die Dämmerung kündigte sich an, das Zugspitzmassiv leuchtete in warmem Orange – wir konnten uns kaum losreißen, jedoch stand noch der teilweise seilversicherte und steile Abstieg über den Immensteig an. Die steilen Stellen stiegen wir mit dem letzten Dämmerlicht sehr konzentriert ab, danach wurde der Weg flacher und mit dem Licht der Stirnlampen kamen wir am Parkplatz wieder gut an. Dort stießen wir dann noch auf unser Geburtstagskind Kiwi an, um dann die Fahrt nach Hause anzutreten, wo wir um 22 Uhr ankamen.
Die Tour hat für mich mehrere Rekorde gebrochen: Es war der längste Tagesausflug mit dem DAV, an dem ich bislang teilgenommen hatte und der erste, bei dem ich im Dunkeln zurück zum Auto gekommen bin und es war der schwerste, längste und idyllischste Klettersteig, den ich je gegangen bin! Klasse, dass es solche Touren beim DAV gibt! Mein besonderer Dank gilt Wolfgang als Tourenleiter: Danke, dass Du bereit warst/bist, diese große Verantwortung zu übernehmen, eine solch anspruchsvolle Tour mit uns zu machen!
Bericht:: Liane Faust