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Hochtourentage: Dreiländerspitze, Hintere Jamspitze und Piz Buin

vom 22.08. bis 24.08.2025

Erster Tag: Hüttenzustieg und Eingeh-Tour Ochsenkopf (3.057 m)

Am Freitagmorgen um 6:30 Uhr ging es in Mindelheim los, mit einem Stopp in Kaufbeuren, 
wo sich unsere Gemeinschaft dann komplettierte. Von dort aus ging es Richtung Galtür –
schnurstracks in eine Vollsperrung hinter dem Fernpass. Gegen 11:00 Uhr waren wir endlich 
am Parkplatz der Wiesbadener Hütte neben dem Silvretta-Stausee angekommen, um 
unseren ersten gemeinsamen Bergtag zu beginnen – wenn auch etwas später als gedacht. 
Mit vollgepackten Rucksäcken begannen wir den Weg am Stausee entlang und wichen 
baldmöglichst auf den schöneren Wanderweg aus, um der Tristesse des Fahrwegs zu 
entgehen. Bester Laune und ohne Eile nutzten wir den zweistündigen Zustieg, um uns 
kennenzulernen und – die, die sich schon kannten – ausgiebig zu ratschen.

An der Hütte auf 2.443 m Höhe angekommen, wurden wir von Ralf, dem Mädchen-für-Alles mit markigen Sprüchen, empfangen und auf den Aufenthalt auf der Hütte eingestimmt. Wir bezogen unsere Lager, um dann nach einer kleinen Stärkung mit wesentlich leichterem Gepäck noch dem Ochsenkopf aufs Haupt zu steigen. 

So schlugen wir den Weg Richtung Tiroler Scharte ein und fanden nach der ersten genommenen Anhöhe einen Schuttgipfel über einem schuttbedeckten Gletscherrest vor. Der Ochsenkopf sträubte sich und zeigte sich von seiner wenig zugänglichen Seite, bis wir uns dann doch zum ersten Gipfelmoment für dieses Wochenende hochgearbeitet hatten. Sogar ein erster Dreitausender überhaupt stellte dieser 3.057 m hohe Berg für Christina dar!

Zurück zur Hütte ging es ohne Umschweife, wo wir um Viertel nach fünf ankamen und mustergültig um zehn vor sechs am Tisch saßen. Gut gelaunt schmiedeten wir nach einem leckeren Abendessen die Pläne für den zweiten Tag: die Dreiländerspitze und vielleicht als Dreingabe die Hintere Jamspitze. Dass es draußen mittlerweile regnete, störte uns an diesem Abend nicht weiter.

Zweiter Tag: Dreiländerspitze (3.197 m) und eine Planänderung

Nach dem Frühstück brachen wir frohen Mutes gegen 7:00 Uhr an der Hütte auf – wenngleich sich wider Erwarten, das Wetter nicht an die Prognose hielt. Der Weg führte uns recht gemütlich an Höhe gewinnend Richtung Südosten zum Vermuntgletscher, wo sich nach und nach auch unser Tagesziel aus dem Nebel heraus erkennen ließ.
 

Eineinhalb Stunden später war es dann so weit – die Steigeisen kamen endlich zum Einsatz und der Pickel war fortan griffbereit! Wir betraten ohne Seilverbund den blanken und spaltenarmen Gletscher, auf die ausgeaperte Nordwestflanke zu, und erklommen auch rasch den Grat. Ab 9:15 Uhr hieß es dann aber erst einmal: Warten und Warmhalten. Am ausgesetzten und wenig Platz bietenden Gipfel war noch eine Seilschaft, die auch erst einmal wieder herunter musste, ehe wir den Gipfelgrat mit seiner Schlüsselstelle sicher begehen konnten.

Um 10:00 Uhr erreichten wir das metallene Gipfelkreuz der Dreiländerspitze auf 3.197 m. Die Fernsicht war auch von diesem Gipfel eher glanzlos, und eine Gipfelbrotzeit verschoben wir auf ein windstilleres „Später“. Wir machten uns sodann an den Abstieg vom Gipfel und den Grat hinunter. Vorsorglich beide Seile im Gepäck führend, war auch der Rückweg trotz Nässe und Schnee gut und sicher machbar.

Wieder unten in der Ochsenscharte angekommen, besprachen wir den weiteren Plan und kamen schnell überein, der Hinteren Jamspitze noch den am gestrigen Abend besprochenen Besuch abzustatten. Wir stiegen zum ebenso aperen Jamtalferner hinab und überquerten diesen in lichtem Nebel gen Nordosten.

Der Weg zum vermeintlich zweiten Tagesziel wurde aber mangels des vermuteten Durchschlupfs eher länger denn kürzer, und auch vom Wetter waren wir nicht mehr ganz überzeugt. Einfach den gleichen Weg zurück, das wollten wir aber nicht. So schlugen wir den Weg zur Tiroler Scharte ein und arbeiteten uns weglos durch Blockwerk, Schutt und Gletscherreste hinauf, um dann über den Weg vom Vortag wieder zur Hütte zu gelangen.

Dann aber weckte der Vermuntkopf noch unser Interesse – ein 2.851 m hoher, sich über der Wiesbadener Hütte auftürmender und steil ins Ochsental abfallender Felszahn. Er gestaltete sich bei guter Routenwahl als recht unschwierig, und so hatten wir hier sehr bald… auch wieder keine Fernsicht. Das musste geändert werden, vor allem in Hinblick auf morgen – ein Sonnentanz musste her! (Die Fachwelt diskutiert noch, welcher vorzeitlichen Kultur dieser Tanz entstammen mag, wohingegen ein Laie die Anmut dieses Rituals nur bewundern könne.)
 

Wir gingen zügig wieder hinab und folgten dem schon bekannten Weg zur Hütte, um uns dort noch aufzuwärmen, ehe wir wieder um zehn vor sechs am Tisch saßen, wie’s uns geheißen ward. Auch diesen Abend beschlossen wir mit reichlich gutem Essen, der obligatorischen Besprechung des nächsten Abenteuers und dem frommen Wunsch, dass irgendeiner aus dem Wettergötterensemble nun sicherlich milde gestimmt sei.

Dritter Tag: Piz Buin (3.312 m) im Sonnenschein

Am Sonntagmorgen, als wir gegen 7:00 Uhr die ersten Schritte taten, war schnell klar: Das wird heute unser Tag! Die Sonne hatte hier oben schon längst die Oberhand gewonnen und rang weiter unten auf der Bielerhöhe und in den Tälern noch mit letzten Wolkenfetzen und Hochnebeln.

Wir orientierten uns am Weg unterhalb der Grünen Kuppe in Richtung des vom Ochsentaler Gletscher geformten Beckens und erreichten gegen 8:00 Uhr unsere quasi selbstgefundene Schlüsselstelle des Tages: eine zugegeben nicht ganz optimale Route über eine Stufe im Gletscherschliff hinweg, die wir aber gemeinsam zu überklettern vermochten.

Auf ca. 2.750 m legten wir die Steigeisen an und betraten den auf dieser Höhe blanken Gletscher, abermals ohne Seilverbund – die Spalten waren gut sichtbar, und so wählten wir eine recht direkte Route geradewegs auf den nordwestlichen Sockel des Piz Buin zu. So hatten wir etwas weniger „Autobahn“ und waren obendrein weiter vom Steine werfenden Kleinen Piz Buin entfernt. Die noch gefrorene oberste Eisschicht knisterte unter unseren Schritten.
 

Die Dreitausendmetermarke erreicht und im Schatten unseres Tagesziels angekommen, zeigte sich der hier oben vorhandene Schneefall der letzten Tage – ausreichend, um zu verdecken, aber bei Weitem nicht tragfähig. Die meisten und großen Spalten waren hier zwar gut sichtbar, dennoch wurden die Seile ausgepackt und zwei Seilschaften aufgebaut. In diesen sind wir zügig durch die Buin-Lücke und die nur mehr aus Schutt und Blockwerk gebildete Flanke des Großen Piz Buin emporgestiegen, ehe wir uns ausbanden und das Material deponierten. Die weiteren 250 Höhenmeter waren für uns allesamt keine große Herausforderung, und nach dem zu durchsteigenden Kamin ging es recht entspannt zum Gipfelkreuz empor – der Sonne entgegen. Gegen 10:30 Uhr waren wir dann auf dem mit 3.312 m ü. A. höchsten Punkt Vorarlbergs angekommen und durften uns zu diesem tollen Gipfel beglückwünschen.

Der sonntäglichen und allgemeinen Prominenz dieses Gipfels geschuldet, entschieden wir uns nach einer eher kurz gehaltenen Gipfelrast, uns wieder an den Abstieg zu machen. Der im Schatten liegende und deshalb noch mit Schnee und Eis durchsetzte Kamin und eine weitere ausgesetzte, vereiste Stelle, die im Aufstieg keine Schwierigkeiten darstellten, wurden im Abstieg dann durch das abermals mitgeführte Seil und unter Zuhilfenahme der jeweils eigenen Kurzprusik entschärft. Eine Zweierseilschaft, die unser Gipfelgruppenbild gemacht hatte, war ebenso nicht unglücklich über das angebrachte Seil und nahm diese Hilfe dankend an.
 

Bei unserem Materialdepot an der Flanke weit oberhalb der Buin-Lücke wieder angekommen, war es dann so weit: Endlich Brotzeit! Wir hatten unseren Platz gefunden – von oben sicher, windstill, Sonne satt und eine Aussicht wie gemalt – über den Gletscher hinüber zum Silvrettahorn. Gegenüber polterte es, der erwärmenden Sonneneinstrahlung des Vormittags geschuldet, vom kleineren Nachbarn stetig herab, und kleinere Brocken nährten die allseitigen Schuttfelder zu Füßen des Kleinen Piz Buin weiter.
 

Gegen 12:15 Uhr machten wir uns wieder bereit und bauten unsere zwei Seilschaften erneut auf. Die Schneeauflage war inzwischen auch tageszeitentsprechend sulzig geworden. Wir wählten diesmal den Weg über die gut sichtbare Hauptspur vom Gletscher hinab, zogen an dessen Ende die Eisen wieder aus und stiegen weiter abwärts – diesmal auch mit geschickterer Route über die glattgeschliffene Stufe.
 

Es ging für uns weiter Richtung Tal, vorbei an Wasserfällen und über mäandernde Gletscherbäche, ehe wir wieder an der Wiesbadener Hütte ankamen. Hier gab es noch einmal Brotzeit oder wahlweise Kaffee und Kuchen. Den finalen Abstieg zurück zum Parkplatz begannen wir dann gegen 15:30 Uhr und läuteten damit das Ende eines tollen Wochenendes ein. Etwas mehr als eine Stunde später am DAV-Bus angekommen, war das Fazit für jeden eindeutig: Die Rucksäcke waren um den Proviant erleichtert, und die wunderbaren Impressionen und Momente im Herzen haben sich gemehrt.

Vielen, lieben Dank an Tobi und Melli für die Tourenführung und vielen Dank an Christina für das Organisieren des Busses und abermals Dank an Tobi fürs Fahren. Und natürlich einen ganz herzlichen Dank von mir an alle Teilnehmende für dieses tolle Wochenende! 

Tourenführung: Tobias Prießnitz und Melanie Kloos

Bericht: Raphael Daxenberger

Verwendete Bilder von: Liane Faust, Georg Gottwald, Michael Baumann, Melanie Kloos, Tobias Prießnitz, Raphael Daxenberger